Tag 46: Nagoya – ca. 20km vor Uneno

Donnerstag 28.7.83 Nagoya – ca.20km vor Ueno

Um 5:00 aufgestanden und gefrühstückt, noch etwas mit dem alten Mann geschwätzt, dann losgefahren. Erst war es schön, wenn auch anstrengend durch die Stadt. Mit der Zeit wurde es immer heißer. Wir haben versucht nach Hause anzurufen, aber wie immer nur 3 Minuten, dann müssen wir doch was anderes uns einfallen lassen. So gegen 11:45 haben wir uns unter eine Brücke begeben und bis 15:00 Mittagspause gemacht wegen der Hitze.

Gegessen, geredet über unseren „Transport Blitz“, Brief nach Hause geschrieben, ausgeruht. Dann weiter gefahren, endlich wurde es langsam kühler, noch einen Kaffee getrunken. Endlich auf eine kleine Straße abgebogen, durch ein ganz tolles Tal mit Bach, Felsen, Bergen, Wald, Reisfeldern. Nach fragen ein Ryokan gefunden. Erst teuer, dann nichts – ich glaube wir zahlen doch etwas, aber wenig. Nach einem Bad mit Kimono zu Abend gegessen.

Ergänzung: Dieses Tal sah ein wenig so aus, wie im Animee-Film „Mein Nachbar Totoru“, also verwunschen und ein bisschen wie aus der Zeit gefallen. Es gab buchstäblich keinen Platz auch nicht für unser kleines Zelt. Ein Ryokan kam eigentlich für uns gar nicht in Frage. Zum einen viel zu teuer, zum anderen waren dort westliche Gäste eher nicht willkommen, da ihnen mangelnde Kenntnisse der japanischen Kultur unterstellt wurde. Das wir letztlich ohne etwas bezahlen zu müssen, dort übernachten konnten, das Bad benutzen und noch verköstigt wurden, erschien uns damals wie ein Wunder und dieses Gefühl habe ich auch noch heute. Anne und ich verhielten uns äußerst vorsichtig, höflich und leise. Achteten penibel auf die diversen Schuhe, wussten wie das Bad zu benutzen ist und wie man ordentlich isst. All das wurde durch die Papiertüren sorgfältig beobachtet und wir hatten den Eindruck, dass wir die „Prüfungen“ bestanden hatten. Das Haus selbst war traditionell japanisch. Reisstrohmatten, Papiertüren, sehr heißes Badewasser für alle, japanisches Essen, natürlich nur mit Stäbchen und so weiter. Viele Jahre später las ich das Buch „The Roads to Sata: A 2000-Mile Walk Through Japan“ von Alan Booth, der in den 1970er Jahren zu Fuß durch Japan wanderte und ähnliches berichtete.

Tatsächlich weiß ich nicht mehr genau wo das war. Ein Blick in die Karte hilft leider auch nicht weiter. Ich befürchte ein bisschen, dass das schöne Tal der Autobahn zum Opfer gefallen ist.

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