Donnerstag 2.2.84 Delhi – Moskau
(Anne) Die Abfertigung in Delhi war grauenhaft langwierig! Wir waren fürchterlich geschafft. Gutes Essen im Flugzeug und etwas geschlafen. In Moskau war es bitterkalt. Ich dachte nicht, dass es so kalt sein könnte. Das Hotel geht auf unsere Kosten (100 DM), Nicht gerade nobles Zimmer, nun denn. Mit dem Bus und der U-Bahn in die Stadt zum Roten Platz. Irre schöne klare Stimmung. Brot gekauft, zur Lenin-Bibliothek. Nach Ausweisaustellung zur Musikabteilung. 1 Std. gesucht jedoch nichts dabei, zurück gelaufen. Sehr schön, aber zu kalt!!! Fast verfahren, nun doch gefunden. Heißes Bad und heißen Kaffee. Morgen also nach Hause.
Anmerkung: Anders als an den Flug von Kuala Lumpur, habe ich an diesen Flug (ebenfalls mit einer Il-62) keine Erinnerung. Er ging nachts um 2:45 Uhr los und erreichte Moskau morgens um 6:10 Uhr (beides Ortszeit), vermutlich haben wir fest geschlafen.
Am Morgen hatte es -20 °C, mittags dann -15°C. Wir zogen alles an was wir hatten und ich benutzte ein Handtuch als Schal. Zum Glück hatte ich in Delhi eine wattierte Jacke gekauft. Das Zimmer war einfach. Die Heizung konnte den Raum kaum wärmen, auf die Frage an das Personal, bekamen wir weitere Decken ausgehändigt. Das Duschwasser war auch lauwarm, aber gemessen an dem was der Schnitt der Bevölkerung vermutlich hatte, der reinste Luxus.
Die Fahrt mit der U-Bahn war gut. Wir wussten das Prinzip nicht, suchten nach einem Fahrscheinautomaten. Aber ein älterer Herr sprach uns auf Deutsch an und erklärte uns, man müsse nur 5 Kopeken in die Sperre werfen und könne soweit fahren wie man wolle. Das Kaufen des Brotes in der Gum war auch kompliziert, denn man musste erst an einer Kasse bezahlen und dann mit dem Bon die Ware holen. Ohne Russische Sprachkenntnisse ein Problem, aber die Leute waren sehr nett und hilfsbereit. In die Bibliothek wollte ich, weil mein Vater damals alte Lautenmusik sammelte und ich die Hoffnung hatte, dass etwaige Bestände aus Ostpreußen dorthin gelangt sein könnten, dem war aber nicht so. Es war natürlich auch schwierig, weil ich die Namen der Komponisten nur grob im Kopf hatte.
Der Tag war aber ganz toll und die Bilder der Stadt prägten sich uns tief ein.
Abends besuchten wir noch die Hotelbar. Das war sehr seltsam, weil dort Offiziere der Nationalen Volksarmee der DDR anwesend waren und uns nun einmal „die große Welt“ zeigen wollten. Aber die Versuche uns auszuhorchen schlugen fehl.
Wir hatten im Übrigen ziemliches Glück mit unserem Besuch, denn der amtierende Generalsekretär Juri Wladimirowitsch Andropow starb wenige Tage später am 9. Februar 1984 und es wäre vermutlich schwierig geworden in der unruhigen Zeit bis zur Amtsübergabe an seinen Nachfolger Moskau zu besuchen.
Die Bilder zeigen den Rundgang über den tiefwinterlichen Roten Platz, den Kreml und angrenzende Bereiche. Wir warteten extra in der Kälte, bis die Uhr auf dem Erlöserturm auf „Fünf vor Zwölf“ sprang, um ein wirklich symbolisches Foto zu machen. Die übrigen Fotos zeigen das Historische Museum am Nordende und den Senatspalast des Kreml. Man beachte die lange Warteschlange der Menschen die in das Lenin-Mausuleum eintreten wollen. Dann die Basilius Kathedrale, einen Blick über die Moskwa zum Wohnhaus an der Kotelnitscheskaja-Uferstraße im Zuckerbäckerstil, von dem wir damals annahmen, es sei die Parteizentrale der KPdSU. Ebenfalls zu beachten das große Hammer-und-Sichel-Symbol auf dem Kraftwerk. Die letzten beiden Fotos zeigen den Blick über die Kremlmauer mit den Türmen der mehrerer dahinter liegender Kirchen und Anne in einem der angrenzenden parkähnlichen Grünanlagen auf dem (Rück-?)Weg zur bzw. von der Leninbibliothek, die nicht weit entfernt ihren Sitz hatte (heute Staatsbibliothek).






