Samstag 14.1.84, Delhi
(Anne) Um 9 Uhr aufgestanden und losgetobt nach einem Frühstück. In dem unterirdischen Bazar für 6Rs 2 Kaffee gekriegt, ziemlich geschafft zum kl. Laden in der Gasse gelaufen und recht gut für 7,50R oder so gefrühstückt. Danach Busfahrplan gekauft und zum Goethe-Institut. Dort über 2 Std Zeitungen gewälzt und Bücher über „Büsingen“ gesucht, aber nichts gefunden, eigenartig. Anschließend zum Observatorium gelaufen. Ganz schön eigenartig, was die da so gebaut haben.
Später Ekke ein neues Hemd gekauft (30Rs). Irgendein Alter hat Ekke dann noch unbedingt die Zukunft voraussagen wollen und es hat ganz schön gedauert, eh wir den los waren. Nachmittags was Essen gewesen und noch Batterien besorgt fürs Radio. Irgendwas ist in Hong Kong los, habens aber nicht verstanden. Nachts dann noch große Theorien über „Wirtschaft“ gesponnen und vieles nicht verstanden was bei uns so Sache ist. Manchmal fragen wir uns, was uns eigentlich so nach Hause zieht, wo wir doch auch im gewissen Sinne „aussteigen“ wollen und wir die ganzen Spießer nicht abkönnen!
Anmerkung: Der Kurs zwischen Rupien und US$ war etwa 10,7, umgerechnet auf unseren ursprünglichen DM-Kurs also etwa 4,30. Der Kaffee war also verhältnismäßig teuer (70 Pfennige pro Tasse), das Frühstück ok (1,75 DM) und das Hemd sehr billig (7 DM).
Die Berichte im Radio zu Hong Kong dürften sich um die Umstände der Verhandlungen zur Rückgabe der Kolonie an China gegeben haben.
Die Verwunderung, warum das Goethe-Institut keine Bücher über „Büsingen“ hat ist ziemlich seltsam, aus heutiger sich wäre es andersherum wesentlich überraschender gewesen.
Die Frage was uns „nach Hause“ zieht, hat uns unser ganzes Leben beschäftigt und einen großen Raum eingenommen, der weit über die Reise an sich hinaus geht. Das „Fremdsein“ im eigenen Land kristallisierte sich aber zu unserem Ansporn uns zu beteiligen und die „Anderen“ nicht einfach machen zu lassen.
Das erwähnte Observatorium ist das Jantar Mantar, ein Bauwerk aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts, welches der Kartierung des Sternenhimmels diente und nicht weit weg von unserer Unterkunft gelegen war.