Tag 210: Kuala Lumpur

Sonntag 8.1.84, Kuala Lumpur
(Anne) Um 9 Uhr vom Weckerklingeln irgendwie aufgewacht. Im Bett gefrühstückt, Zimmer gezahlt und dann los zum Bus-Halt. Irgendwie wusste keiner so recht ob der Bus da überhaupt fährt. Nach einer guten 1/2 Stunde wollte ich gerade aufgeben, als er um die Ecke bog. Für 60 ct/pp gut dort angekommen. Ziemlich voll bei den Höhlen und ne ganze Menge Stufen – natürlich haben wir den doofen Foto vergessen!

Das war echt ärgerlich, denn die Höhlen waren irre. Überall wilde Affen, ganz putzig. Irre Kalkstein-Formen. Alle Leute waren damit beschäftigt Vorbereitungen für dieses Fest nächste Woche zu machen. Schade, dass wir da schon weg sind. Auf der Rückfahrt mit einem jungen Malaisier geredet. Er fand natürlich Hitler gut! Versucht ihm zu erklären, dass das aber ein ganz trauriges Kapitel deutscher Geschichte ist, hat ihn ganz schön verwundert. Tipp gegeben sich besser beim Goethe-Institut zu informieren. Überhaupt sollte mehr Infos an die Schulen, damit diese falsche Anschauung aufhört, denn Wissen wollen die unheimlich viel, und was sie lernen scheint drin zu bleiben, jedenfalls wissen manche mehr über Germany als über ihr Land. Mittag gegessen im Restaurant nebenan, recht gut. Irgendwann ist mir dann noch eingefallen, dass wir noch die Tabletten nehmen müssen – ausgeführt. Ekke ist dann noch Brot holen gegangen, die Tante im Supermarkt fragte ihn, warum er das nicht „seine Frau“ machen ließe. Auf das Stichwort Gleichberechtigung erntete er freundliches Unverständnis. Abends Othello-Game, Karten und Pläne geschmiedet.

Anmerkung: Den Fotoapparat vergessen, wie blöd kann man nur sein. Aber vielleicht habe ich doch gerade deshalb das ein oder andere Bild genauer im Kopf. Im Wikipedia-Artikel zu den Batu-Caves steht, dass es Kleidervorschriften für Frauen gibt. Anne hatte da nie Probleme damit. Zum einen war sie nie der Typ, der besonders freizügig unterwegs war, zum anderen hatte sie immer ein Tuch in der Tasche, welches sich zum Bedecken von Kopf und Schultern eignete. Ihre Begründung dafür war aber eher profan, nämlich dem eisigen Luftzug der allgegenwärtigen Klimaanlagen etwas entgegen setzen zu können.
Die Frage nach Hitler taucht hier erstmals auf, sollte aber in Indien zum ständigen Ärgernis werden. Da sich Inder und Malaien von den Engländern besetzt fühlten, wurde aus dem Sprichwort, nachdem die Feinde meiner Feinde, meine Freunde sein müssen, schnell die Bewunderung für Hitler. Gruselig. Aber die Sprachkenntnisse der Menschen waren gut, so dass man sich darüber natürlich intensiv austauschen konnte. Und natürlich war Anne selbst auch hier das Ziel des Interesses und der geschichtliche Diskurs nur der unschuldige Anlass.

Das Foto zeigt Jamek Moschee in Kuala Lumpur.

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