Tag 3: New York – Clinton

Mittwoch New York – Clinton 15.6.83

(Anne) Früh vom Airport in die Stadt gefahren ganz schön komisch alles, fast so als ob man es im Fernsehen sieht. Die Stadt ist fürcherlich, groß, heiß – teuer + dreckig. Es gibt ständig die größten Gegensätze, irgendwie wollte ich nur schnell weg. Sightseeing war mir total egal. Als wir dann im Bus saßen, hatte ich trotzdem das Gefühl – die Chance ist für immer vertan (auch Ekke hat ein paar Tränen geweint) – es war alles sehr traurig. 

Luftaufnahme Twin-Towers und Lower Manhattan, New York

In Clinton haben uns dann 2 nette Damen zu einem Nationalpark gebracht. Von dort haben wir zuhause angerufen, die Mädchen waren sehr nett – jedoch zum Camping-ground standen uns noch 3 Meilen steiler Bergweg und Hitze bevor – als wir endlich ankamen haben wir nur schnell was gegessen (2 Knäcke + 1 Tasse Tee) → die neue Welt macht es uns unheimlich schwer.

(Ekke) Mit dem Bus zum Union Turnpike. Häuser über Häuser aus Holz alle gleich. Elektroleitungen auf Holzmasten. Dann U-Bahn und raus. Peng. Hohe Häuse, viel Verkehr hetzende Leute. Alle schief gegangen. Abgerauscht. Aber wir haben nichts gesehen, kein World-Trade-Center, keine Liberty Staue, nur weg. Ach hab ich geweint und dann in Clinton ein Hoffnungsschimmer. Zwei Damen fuhren uns zum Park und die Mädels dort sehr hilfreich, doch dann 3 mi. Wie der Tod so fertig war ich lange nicht mehr, nicht mal das Feuer spendete Trost.

Ergänzung. Das Tagebuch verschweigt die Gründe für das Scheitern und die Enttäuschung. Ein wesentlicher Grund waren die damals sehr schlechten Wechselkurse, die eine Übernachtung in NYC ruinös machten. Alle Versuche Kontakte zu nutzen, endeten im schwül-heißen Manhattan, so dass am Ende nur die Flucht blieb. Meine Vorstellungen von NYC, geprägt durch schlechte Krimis, schützen uns zwar vor Totalverlusten, halfen aber nicht in der Organisation des Tages. Der Campingplatz, den uns eine Touristeninformation empfahl, entpuppte sich dann als eine Recreation-Area, wo ausgeruhte Menschen aus der Stadt eine Tageswanderung unternehmen können. Jet-Lag und Hitze taten ihr Übriges. Ich erinnere mich aber auch an den wunderbaren Sternenhimmel, der, trotz weiter Entfernung von zu Hause doch noch die gleichen Sternbilder zeigte.

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