Freitag 23.9.83 Hongkong
(Anne) Morgens versucht einen Rückruf von Deutschland zu kriegen, hat aber irgendwie bei denen nicht geklappt, so 20$ umsonst vertelefoniert. Dann Hektik zum Australischen Konsulat. Visa nur für 2 Monate bekommen, nach Rücksprache mit so einem Schniegel-Konsul. Wollte Geld + Tickets sehen… Dann Geld getauscht. Innerhalb von 1 Std HK$ um 0,15 gefallen – so Tickets etwas billiger. Hotel bezahlt, abends Tickets geholt, chinesische Warenhäuser angeschaut.
Der Aufnahmeort der eigenen Bilder dürfte etwa hier gewesen sein.
Anmerkung: Der Tag war komplett verrückt. Da der erzwungene britische Pachtvertrag über Hongkong nur bis 1997 (damals 14 Jahre in der Zukunft) lief und es zudem Streit über den Status der Hauptinsel Hongkong gab (diese war nach britischem Verständnis abgetreten und unabhängig vom Pachtvertrag) waren Verhandlungen mit der Volksrepublik im Gange. Diese boten Anlass zu vielfältigen Spekulationen, die sich auch auf den Wechselkurs des Hongkong-Dollar auswirkten. Der Kurs zum US-Dollar, der bisher so bei 6,50 gelegen hatte fiel deutlich und erreichte am Samstag dann den historischen Tiefststand von 9,50, bevor eine Intervention der Zentralbank dem Spuk ein Ende setzte. Für uns war das ein Glücksfall, denn die Tickets sollten wir in Hongkong-Dollar bezahlen, hatten aber das Geld in Form von US-Dollar-Reiseschecks. So saßen wir in der Bank und schauten zu, wie unser Geld minütlich mehr Wert wurde. Irgendwann, kurz vor Bankschluss entschieden wir uns zum Tausch und kauften die Tickets. Das war gut, den am kommenden Tag gingen viele Geschäfte dazu über ihre Waren und Dienstleistungen nur noch in US-Dollar abzurechnen.
Näheres findet sich in diesen beiden Links:
https://en.wikipedia.org/wiki/Black_Saturday_(1983)
Das Gespräch in der High Comission war nicht so schlimm wie zwischen den Zeilen zu lesen. Anne und ich hatten nämlich jeweils zwei Reisepässe dabei. Der Hintergrund war, dass wenn man in die Volksrepublik China einreisen wollte, keinen Stempel der Republik China (=Taiwan) im Pass haben durfte. Um in Hongkong nicht ohne Pass und damit ohne Visum unterwegs zu sein, hatten wir bei der Beantragung unseres Visums für Australien den Zweitpass abgegeben. Der Konsul wunderte sich natürlich darüber, wie wir ohne Einreisestempel nach Hongkong gekommen waren und bat uns zum Gespräch. Dort konnten wir das Ganze aufklären. Natürlich war Australien streng hinsichtlich der Zuwanderung ohne ausreichend eigene Mittel, da half auch der Hinweis auf die Verwandtschaft von Anne nicht viel. Aber Geld und Tickets gleichzeitig zeigen war uns nicht möglich. Also zeigten wir das nötige Geld, erzählten, dass die Tickets in der Agentur lägen weil wir sicher gehen wollten, dass wir auch ein Visum bekämen, denn ohne Visum bräuchten wir die Tickets nicht. Also bekamen wir das Visum, gingen zur Agentur, bezahlten mit dem gezeigten Geld die Tickets, gingen zurück zur High Comission und zeigten die Tickets vor und beteten, dass wir nicht nochmal das nunmehr nicht mehr vorhandene Geld vorzeigen müssten. Es klappte und die Reiseerweiterung nach Australien stand!

