Mittwoch 27.7.83 Toyokawa – Nagoya
(Anne) Um 6:00 aufgestanden, gefrühstückt und zusammengepackt, da gegen 7:00 der Journalist kam. Interview war ganz interessant, auch ein bisschen in die Tiefe gegangen (Amerikanisierung). Danach alles aufgepackt und Fototermin. Man kam sich fast vor wie ein Mannequin. Gegen 9:00 losgefahren. Konditionell ganz gut, nur sehr heiß. Durch Zufall zu dem Castel gekommen und dort in dem Park bis kurz vor 15:00 gesessen, gekocht, geschlafen… Dann doch noch fast nach Nagoya gekommen. Bei der Feuerwehr nach einer Unterkunft gefragt. Bis die Idee der „Church“ kam. Nach einem Telefongespräch hingefahren. Sehr alter Mann (ca. 74 Jahre), sehr nett,sprach deutsch, hat uns zum Essen eingeladen in ein richtiges japanisches Restaurant. Gegen 20:00 müde schlafen gegangen.
Ergänzung: Das Fragen nach einer Unterkunft bei der Feuerwehr war sehr kompliziert, denn natürlich sprachen die Menschen da nur Japanisch. Der Sprachführer hatte einen Satz „Gibt es ein … Hotel?“, wobei man für die drei Punkte „sehr gutes“, „mittleres“ oder „preiswertes“ einsetzten konnte. Ich fragte ungewollt nach einem „sehr guten“ Hotel, was naturgemäß Verwirrung auslöste. Der Fehler klärte sich. Irgendwann kam Anne auf die Idee nach einer Kirche zu fragen.
Heute würde weder ich, noch man, von einem 74-Jähringen als einem „sehr alten Mann“ sprechen. Aber zum einen sah er sehr alt aus, zum anderen erzählte er von seiner Reise nach Deutschland vor dem zweiten Weltkrieg, etwa 1938. Das lag fast ein halbes Jahrhundert zurück und in unserer Wahrnehmung klang das so, als säßen wir einem Zeitreisenden gegenüber. Aus heutiger Sicht, mit 40 Jahren Abstand, erscheint auch unsere Reise so weit entfernt, erst recht wenn ich daran denke, dass Anne nun auch schon über ein Jahr tot ist.
Nachdem er sich vergewissert hatte, dass wir mit Essstäbchen umgehen konnten, wurden wir zu typisch japanischen Essen eingeladen.