Donnerstag 12.1.84 Kuala Lumpur – Delhi
Anne) gegen 9 Uhr aufgestanden und (nein, nicht zur H.C.) gepackt. Nach einem Kaffee losgezogen zum Bus, gewartet und dann auf dem schniegeligen Airport für die nächsten 7 Std. gesessen, andere Traveller auch! Othello Game (ich hab gewonnen), Eiscreme, mit nem Typen geschwätzt, ein eingecheckt und rumgelungert, beim Beladen der maschine zugesehen. Die Crew begutachtet – schniegelig!
(Ekke) Dann eingestiegen – ein richtiges Flugzeug, lustig. Anne hat wieder Schiss gehabt. Einen irren Flug 5h lang, Indien bei Nacht, wahnsinnige Städte man glaubt das irgendwie nicht. das Essen, die Stewardessen, alles OK.
Mitten in der Nacht angekommen. Für 9 USD Whiskey gekauft und für 180 Rupien verkauft. Diese Typen brachten mich schier zur Verzweiflung. Anne hat alles gemanagt. Unheimlich müde gewesen. Auf dem Airport geschlafen. Morgens dann eine Unterkunft gesucht.
Anmerkung: Und damit war Südostasien beendet. Eigentlich schade, denn Malaysia hätte noch einige weitere schöne Ziele geboten. aber irgendwie waren wir schon unbemerkt auf dem Heimweg. Dazu das Theater mit der High Commission. Es sollte ein Vorgeschmack auf Indien werden. Wir waren ein bisschen in Sorge den Abflug zu verpassen, aber das war alles unproblematisch. Abgeflogen sind wir vom heute alten Flughafen, der damals knapp 20 Jahre alt und deshalb offensichtlich noch recht neu aussah.
Wir flogen mit Aeroflot, die Fluggesellschaft trug den morbiden Charme der UdSSR und entsprechend war das Aussehen. Wer den Film 2001 kennt, erinnert sich vielleicht an die Szene auf der Raumstation, wo Floyd auf die Gruppe sowjetischer Wissenschaftler trifft, so etwa sah das aus. Das Fluggerät war eine Iljushin 62, eines der schönsten Verkehrsflugzeuge seiner Zeit. Ich verlinke zwei Youtube-Videos, welche das Anlassen der Triebwerke und den Start zeigen, Kopfhörer auf und zuhören, so etwas gibt es nie wieder. Die Älteren unter Euch werden vielleicht die Titelmusik der TV-Serie „Raumpatrouille Orion“ unterlegen wollen…
Anlassen der Triebwerke einer IL-62 (Youtube-Video)
Start einer IL-62 (Youtube Video)
Der Flug war von allen Flügen die ich je gemacht habe, der schönste (und wird es vermutlich auch bleiben). Der bequeme Sitzplatz, die Aussicht, das Essen, Tee aus silbernem Samowar in Geschirr aus echtem Prozellan und natürlich Anne an meiner Seite, dieser Flug hätte wahrhaftig endlos sein können.
Da das Catering aus Malaysia kam, wurde die Ausgabe der Kaltgetränke zum ungewollten Sketch: In voller sowjetischer Aufmachung, Schiffchen auf dem Kopf und weiße Handschuhe inklusive, wurden die Dosen auf silbernem Tablett serviert und mit perfektem Englisch „Some more Coke and 7-up please?“ verteilt. Das wars dann allerdings, wer mehr wollte musste sich in die Küche begeben und die Damen beim Kaffekränzchen unterbrechen.
In Delhi angekommen geriet ich erstmals bewusst in eine depressive Krise, aber Anne managte alles bestens. Spätestens an diesem Tag hatte ich verstanden, was diese Frau für mich bedeuten würde: Sie war mein Schicksal!
Der „Umtauschkurs“ 9 USD (knapp 25 DM) via „Johnny Walker Red Label“ (uns wurde geraten den „Black Label“ zu nehmen, der erschien uns aber angesichts des ungewissen Ausgangs der Sache als wesentlich zu teuer) in 180 Rupien war sehr gut, etwa doppelt so gut wie später im Land. Man hätte also getrost mehr und teureren Schnaps einführen können.