Samstag 21.1.84, Agra
(Anne) Gegen 10 Uhr zur Tourist-Info (Wie immer!). Dann zur Bank, glaubt man kaum wie provisorisch. Der Typ fragte Ekke noch ob er bitte so seine Checks unterschreiben könne und zeigte auf Ahrlheims Unterschrift. Ich musste einfach lachen! Mich wundert es, dass die das Geld nicht verschlampen. Dann mit Ritschka zum Galaxie-Hotel, kein Bus vor Donnerstag, also fliegen! Zuerst jedoch das Taj angeschaut: Irre schön. Ich kann mir nicht vorstellen, wie die Inder das jemals fertiggebracht haben, genauso wenig wie ihre Unabhängigkeit mit Gandhi! Es erscheint uns schier unmöglich, außer Gandhi war (muss) eine sehr starke Persönlichkeit (gewesen sein!).
Nach den Taj zu India Airline. Erst mal eine 1/2 Std. warten. Mehrere nervende Ritschkafahrer abgewimmelt! Dann kam das Aus! Keine freien Plätze vor Ende nächster Woche, außerdem teuer.
Jetzt also doch mit Zug+Bus oder mit Zug erst nach Varanasi. Zum Bahnhof gelaufen, ein einziges Chaos. Auf der Straße ständiges Angemache, aufdringliche Leute, man über Gleichmut!! So wie es aussieht geht keine Reservierung, wir müssen morgen die Tickets für so oder so besorgen. Jetzt fiel auch noch der Strom aus! Uns vergeht die Lust immer mehr!
Anmerkung: Was es mit der Unterschrift auf den Checks auf sich hatte kann ich nicht mehr nachvollziehen. Die Sicherheit der Reiseschecks bestand allerdings gerade in der Unterschrift. Beim Erhalt unterzeichnete man sie an einer Stelle und beim Einlösen dann mit gleicher Handschrift an zweiter Stelle. So waren sie gegen Verlust und Diebstahl geschützt und einigermaßen sicher, jedenfalls wesentlich sicher als Bargeld.
Unsere weitere Reiseplanung war Varanasi (englisch Benares) und zuvor nach Khajuraho, die Umsetzung war aber, wie eigentlich alles in Indien sehr zeitraubend.
Das Taj Mahal hat uns beiden sehr gefallen, leider sind die Fotos etwas überbelichtet. Die Lage direkt am Fluss (ich hätte geschworen, dass das der Ganges war, es ist aber der Jamuna, der aber im weiteren Verkauf beim Zusammenfluss mit dem Ganges dort der größere Strom ist) war traumhaft. Wie die Bilder zeigen trieb allerlei Unrat den Fluss hinunter und die Geier ließen sich auch gerne auf den treibenden Kühen nieder um während der Fahrt zu essen. Die Geier sind in Indien mittlerweile so gut wie ausgestorben, weil sie das Schmerzmittel Diclofenac nicht verstoffwechseln können und bei der Aufnahme an Nierenversagen sterben. Just dieses Mittel wurde aber den Nutztieren verabreicht und gelangte so in die Umwelt. Die ökologischen Folgen sind dramatisch, denn die ökologische Nische wurde von anderen Tieren insbesondere Hunden eingenommen. Näheres dazu hier.
Ich erinnere mich noch an eine Begebenheit am Abend. Mein Einwegfeuerzeug war leer und ich suchte nach Streichhölzern. Ein junger Inder hatte das gesehen und wollte mir das Einwegfeuerzeug abkaufen. Ich tauschte es gegen einige Päckchen Streichhölzer ein. Wenig später hatte er das Feuerzeug gegen ein neues Hemd eingetauscht. Mithin war das leere Einwegfeuerzeug das Vielfache seines ursprünglichen Kaufpreises wert gewesen.
Das eine Foto zeigt den Turm des Mehtab Bagh (etwa „Mondlicht-Garten“), auf der anderen Seite des Flusses. Dort sollte gerüchteweise das schwarze Gegenstück zum weißen Taj Mahal entstehen. Das Foto des Taj Mahal ist leider überbelichtet und konnte nur teilweise gerettet werden.


