Tag 208: Kuala Lumpur

Freitag 6.1.84, Kuala Lumpur
(Anne) Mit etwas Verspätung am am Bahnhof angekommen. Ziemlich dunkel aber eine nette Stimmung. Dann angefangen die Straße mit den billigen Hotels zu suchen. Recht anstrengend. Das Hotel war voll, die anderen zu teuer. Also auf den Weg in die Treichler-Gegend. Ganz schön geschlaucht dort angekommen. In einer „De Luxe-Absteige“ für 13M$ untergekommen. Kurz ausgeruht und dann los.
Tourist-Info, Post -> leider alles umgezogen. Haben es aber dennoch gefunden. Enttäuschend, nur ein Brief von Jochen. 3 Zeilen, u.a. dass das Geld in Delhi sein sollte, genauso wie dass Ekkes Großvater am 17.12.83 verstarb. Telefonieren collect geht nicht. Nachmittags geschlafen, abends Eis gegessen und Nudeln/Reis. Ist hier teurer als in Penang. Früh ins Bett gegangen und Karten gespielt.
Gegen aller Befürchtungen und schlechten Gefühlen gefällt mir Malaisien, besonders Kuala Lumpur unheimlich gut. Sauber, nette offene Menschen. Schöne Parks und eine irre Mixtur aus modernen Hochhäusern und alten, im mauretanischen Stil, Häuser + Paläste. Die Menschen lassen sich fast in 3 Kategorien teilen:
Moslems: Frauen lange Kleider, verschleiert, Männer erinnern ein wenig an Araber.
Hindus: Oft lange Röcke + Blusen, aber auch ganz moderne westliche Mode.
Chinesen: Wie überall!
Das Essen ist hier recht scharf, aber sieht immer gut aus. Von Obst reicht es uns im Moment.

Anmerkung: Die Zeile im Brief meines Vaters werde ich mein Leben nicht vergessen: „Großvater starb am 17. Dezember. Brich die Reise bitte nicht ab!“. Es hatte sich in Australien ja bereits angekündigt und nun drei Wochen nach seinem Tod entnahm ich die Nachricht darüber einem kurzen Brief. Eigentlich war das der zweite Tod in der Familie den ich mit erlebte, der erste war schon 10 Jahre her und betraf meine Urgroßmutter, an die ich nur eine sehr dunkle Erinnerung habe. Mein Großvater dagegen stand mir nahe und war mir doch fern geblieben. Und so fühlte ich den Verlust von etwas, was ich eigentlich nie hatte.
Annes Begeisterung über Malaysia teilte ich, es war wirklich schön.
Das „Hotel De Luxe“ war eine echte Absteige, obwohl ich sie eigentlich in guter Erinnerung habe. Als wir Jahre später die französische Billighotelkette „Premiere Classe“ entdeckten, erinnerten wir uns sofort. Das Schlafzimmer war riesig, an der Decke ein gewaltiger Ventilator, der so unrund lief, dass wir in beständiger Sorge waren, er könne herunterfallen und uns erschlagen. Die Waschgelegenheiten waren auf dem Hof, die Wirtsleute aber ausnehmend nett. Aussicht aus dem Zimmer gab es keine, die McDonalds Werbung war davor.
Das Foto zeigt ein typisches Versehen der analogen Fotografie: Irgendwas ist immer zu Hälfte davor, natürlich ohne dass man das merkt. in diesem Fall vermutlich die Schutzhülle der Kamera. Den genauen Ort des Hotels kann ich nicht mehr genau bestimmen. Die Straße auf der Werbung dürfte es aber gewesen sein, denn die ist im „Treichler“ (Reiseführer „Südostasien selbst entdecken“) benannt.

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