Dienstag 10.1.84, Kuala Lumpur
(Anne) Wieder um 8 Uhr angefangen aufzustehen, keinen Appetit gehabt, nochmals um 10 Uhr auf der Indian H.C. aufgekreuzt und uns mit so einem blöden Typ über eine halbe Stunde abgegeben. Tickets, Geld, warum, wieso, weshalb etc. und alles in einem Ton, dass wir dachten wir hätten um 1 Mio. DM gebettelt oder so. Zum Schluss dann also 1-Monats-Visa für 20,50 M$/Person. Aber! -> Morgen um 10 Uhr neue Passbilder, diese seien unakzeptabel!!! Ziemlich fertig und mit einer ärgerlichen Wut vor Unverständnis ins Hotel gelaufen und Pläne für Aeroflot + Moskau geschmiedet. Soll man auf die Landing Permit vertrauen? Jedenfalls hab ich dann auf der Deutschen Botschaft angerufen (sehr nette Leute) und der sagte mir, laut seinem schlauen Bucb gäbe es keine Landing Permit, wir müssten also in den sauren Apfel beißen – oder nicht.
Nach dem Kaffee gings etwas besser, Luzifer lockerte seinen Griff und wir fingen langsam an zu denken! In der Zwischenzeit laberte ein Typ Ekke an wegen irgendwelcher Vasen nach Deutschland zu schmuggeln. Irgendwie abgewimmelt, hat jedoch unseren Kaffee bezahlt. Nachgedacht: Schließlich zu dem Schluss gekommen, doch die Gebühr zu zahlen und halt Tage zu streichen (eh nur 4 Wochen!). Also dann für Ekke Passfotos gemacht und ich musste meine „schön“ loswerden.
Dann wieder zum Antragsbüro und Formular, Pass und Geld dagelassen. Fotos Morgen 10 Uhr! Anschließend noch ziemlich gut Geld getauscht (Hong Kong + Shanghai Banking Co. (nur 0,15 M$). Und schon mit viel besserem Gefühl im Hotel angekommen. Mittags so eine Art Pfannkuchen mit scharfer Soße recht billig gegessen, abends Kuchen. Karten, Schiffe-versenken gespielt, Briefe geschrieben, Deutsche Welle gehört und geklönt. Ach ja, die Tampons sind echt gut, hygienisch und leicht zu handhaben.
Anmerkung: Gefühlt den ganzen Tag mit Behördenkram vergeudet. Das Angebot eines Visums für einen Monat war ein Witz. Normale Reisende erhielten problemlos 90 Tage mit der Option nochmal 90 Tage im Land zu verlängern und viele blieben jahrelang da und niemand scherte sich einen Dreck drum. Aber mangels Bakschisch wollte der Beamte uns mal zeigen wer der Boss ist. Das mit dem Landing Permit erinnere ich nicht. Vermutlich eines der vielen Gerüchte welches in der Szene kursierte. Da Ganze kam auch deshalb auf, weil wir uns schon halb und halb darauf einstellten, Indien auszulassen und direkt weiter zu fliegen, so genervt waren wir.
Im anthroposophischen Sprachgebrauch bilden Luzifer und Ahriman die „bösen“ Gegenpole zum „guten“ Gott bzw. Christus. Während Ahriman alles in unmenschlicher Rationalität einfrieren lässt, versucht Luzifer jede Rationalität aufzulösen und den Menschen in reinem Gefühlschaos sich selbst zu entfremden. Die Synthese beider „bösen“ Kräfte, im Sinne einer menschlichen Balance, erschafft dann das „Gute“. Anne meinte also, etwas weniger esoterisch formuliert, wir sollten aufhören herumzuflattern, sondern mal unsere Gedanken ordnen.
Gegenstände fremder Personen zu transportieren, war eine beliebte Masche jemandem Drogen oder Schlimmeres unterzuschieben. Gleichwohl gab es auch gestrandete Menschen, die kein Geld mehr hatten um nach hause zu kommen, für die so eine Transportmöglichkeit wichtig gewesen wäre. Wir als wenig erfahrene und jüngere Reisende hielten uns an die Regel, eisern „Nein“ zu sagen.
Das Foto zeigt noch einmal den schon gestern erwähnten Dayabumi Complex in einer Nahansicht.