Tag 5: Harrisburg

Freitag 17.6.1983 Harrisburg

(Ekke) Yeah, heute ist Deutscher „Nationalfeiertag“*), aber hier scheint das allen egal zu sein. Den ganzen Vormittag verbummelt. Da waren zwar welche, aber die hatten Panik. Erst um 1 p.m. nahm uns ein „Businessman“ mit zur Busstation Harrisburg. Tja, dann passte unser Gepäck in das Schließfach und im (Air-Conditioned) Goverment-Office bekamen wir die Adresse und Telefonnummer von der Anti-Atomkraft-Bewegung in Harrisburg, Dort trafen wir einen heißen Typ, der uns mit zu sich nahm. Echt toll was der so gemacht hat.

*) Wikipedia: „Tag der Deutschen Einheit“, gesetzlicher Feiertag in der Bundesrepublik Deutschland von 1954 bis 1990, Jahrestag des Aufstands vom 17. Juni 1953 in der damaligen Deutschen Demokratischen Republik.

Buchcover von Die Menschen von Harrisburg

(Anne) Als wir bei dem Truck-Stop waren wurde es echt immer öder + öder, trotz mxxxxsprache (unleserlich) war es fürchterlich. Ich war heilfroh, als der Businessman uns mit nach Harrisburg nahm, egal nur weg, (hin?) wo es Busse hat. Als wir dort waren und Schließfächer fanden, in die das Gepäck auch noch paßte ging es schon besser. Obwohl der Fahrpreis nach Nashville sehr schocking war. Dann machten wir uns auf die Suche nach einer Adresse der Atomkraft-Gegner. Es war sehr lustig. One Policeman take us to the next… and finally we stood in the Govenors office of PA. Ein pickfeines Büro – air conditioned – alte, schwere Holzmöbel, Kristalle, Fahnen. Und wir standen da, als ob es das selbstverständlichste von der Welt wäre die Sekretärin vom Ministerpräsident nach einer Adresse seiner Gegner zu fragen. Dort im Büro der „TMI Alert“ trafen wir dann Mac, einen zuerst sehr geheimnisvollen Mann, der uns zu sich nach Hause einlud. Er bewohnt ein altes Haus mit 4 Katzen – sehr unheimlich – doch dann war es ein schöner Abend mit verregnetem Picknick + sehr viel Spaß. Haben noch ein nettes Mädchen kennen gelernt (Schülerin von ihm)!.

Ergänzung: Vom Besuch im Amtszimmer des Gouverneur machte Anne ein Foto von mir, wie ich hinter dem massiven Schreibtisch sitze, die US-Flagge im Hintergrund. Dieses Bild, wie alle anderen bis zum Grand Canyon, sind leider bei der Entwicklung in San Francisco verloren gegangen.

Offensichtlich wollten wir nach den eher mäßigen Tramp-Erfahrungen mit dem Bus fahren. Der Name Nashville taucht wohl deshalb auf, weil wir in Tennessee die alternative Kommune „The Farm“ besuchen wollten.

Mac war ein unglaublich netter Mensch. Zuerst waren wir etwas ängstlich, wir hatten offensichtlich zu viel von Serienmördern gehört. Er ließ uns aber zuhause anrufen (3 Minuten = 20 USD!!), wir konnten baden, schliefen im großen Wasserbett. Er zeigte uns in den nächsten Tagen Harrisburg und Umgebung und schenkte uns zum Abschied ein altes Reisebuch der USA.

Das Foto zeigt mein Exemplar des Buches „Die Menschen von Harrisburg“, welches ich während meines Zivildienstes beim legendären „Zweitausendeins“ Versandbuchladen erstanden hatte. Die Berichte hatten mich stark beeinflusst und bewogen nach Harrisburg zu fahren.

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