Donnerstag 1.9.83 (Nikko, Utsonomiya, Mashiko, Tokio)
(Anne) Früh aufgestanden und losgelaufen. Auf dem Weg in die Stadt erstmals über die Möglichkeit einer Schwangerschaft und möglicher Konsequenzen nachgedacht. Dann nach Uzonaya (Anm: Vermutlich aber Utsunomiya) getrampt – da weiter nach Mashiko. Hat alles so ganz gut geklappt.
(Ekke) Der Typ in Mashiko hat uns selbst gemachtes Geschirr geschenkt. Die Töpfereien sind schon toll auch – oder gerade – die alten. Zurück nach Utsunomiya getrampt und mit einem endlosen Bummelzug nach Asakusa gefahren. Paket von Annes Mutter gekommen.
Anmerkung: Meine Zeit im Zivildienst, die ich in einer Töpferei für behinderte Menschen verbrachte, hatte mich für das Töpferhandwerk in Japan sensibilisiert. Die Technik war jedenfalls sehr beeindruckend. Das geschenkte Geschirr wurde später nach Deutschland geschickt, erwies sich aber als wenig haltbar, so dass im täglichen Gebrauch leider die Stücke immer weniger wurden.
Wieder fehlt im Tagebuch ein politisches Ereignis, was uns seinerzeit bewegte, aber was auch die japanische Gesellschaft bewegte. Die Rede ist vom Abschuss des Korean-Air-Lines-Flug 007, eine Boeing 747, mit 269 Menschen an Bord, durch einen sowjetischen Abfangjäger in der Nähe der Halbinsel Sachalin. Die TV-Stationen überschlugen sich tagelang und auch wir dachten daran, dass uns dieses Schicksal hätte auch ereilen können.
Gut möglich, dass uns aber das persönliche Thema „mögliche Schwangerschaft“ wichtiger war und deshalb Eingang ins Tagebuch fand, während der Abschuss „nur“ in die Geschichtsbücher einging, bzw. viel später dann in die Wikipedia.