Tag 226: Khajuraho

Dienstag 24.1.84 Khajuraho
(Anne) Als um 6 Uhr der Wecker klingelte waren wir beide so fertig, dass wir den Sonnenaufgang ohne Schwierigkeiten auf morgen verschoben haben. Nach Frühstück und Haare waschen nochmals zu den westlichen Tempeln. Genauso schön wie gestern, noch mehr auf Details geachtet. Was gegessen, Film gekauft und dem Typ abends versprochen für ihn aus Deutschland was zu besorgen, gegen Profit versteht sich. Nachmittags zu den östlichen Tempeln und durchs Kaff. Nicht so sehenswert, mehr neuer aber stellenweise ganz irre Figuren. Das Ort ist arm, Kinder starren Dich an. Abends gegessen und zuviel Tee getrunken. Über Deutsche Welle vernommen, dass es in Amritsar heiße Kämpfe gibt, arme Mutti, hoffentlich ist der Brief schon da.

Anmerkung: Die Auseinandersetzungen in Amritsar schwelten schon länger, nicht umsonst hatte man uns die Reise dorthin in der High Commission in Kuala Lumpur untersagt. Sie eskalierten dann im Juni, wo beim Kämpfen mit der indischen Armee vermutlich Tausende ihr Leben verloren.
Das Tagebuch verschweigt eine Episode. Wie auf den Fotos ersichtlich trug ich damals schulterlanges Haar, zusammen mit dem noch nicht so intensiv wachsenden Bart, sah ich etwas Jesus ähnlich, wenn man die kitschigsten Bilde sucht, die man so finden kann zum Maßstab nimmt und einem jungen Inder glaubt, der sich an meine, bzw. unsere Füße hängte und nicht mehr los ließ. Er war so davon überzeugt, dass sein Seelenheil davon abhing, mich (uns) zum Tee einzuladen. Um den Typen endlich von der Hacke zu bekommen (und wer will schon jemandem sein Seelenheil zerstören), erlaubten wir ihm dieses. Gesagt getan, der glückliche „Jünger“ schleppte uns nun in einen entsprechenden Laden und dort bekamen wir schönen schwarzen Tee, angereichert mit Kuhmilch, deren Kühlkette, sagen wir, lückenhaft war. Mein Darm rebellierte quasi sofort, aber nun war es zu spät, also machten wir gute Miene zu bösem Spiel….

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