Tag 203: Ko Samui

Sonntag 1.1.1984, Ko Samui
(Ekke) Famoses Frühstück im Weekender. Brav die Tabletten geschluckt.
(Anne) Eine Horde Thais ist angekommen und die Wirtsleute sind sauer. Abends ist die Hälfte wieder weggefahren und es war doch noch erstaunlich ruhig. Nachmittags ein letztes Sonnenbad und ca. 3/4 Stunde zusammen im Meer geplanscht. Deutsche Welle gehört und eine irre Idee weiter gesponnen: Büsingen! Ekke sieht uns schon als Landwirte. Romé gespielt, Ekke hat trotz „guter Karten“ verloren.

Anmerkung: Und so begann das Jahr 1984. Das Jahr des gleichnamigen Romans von George Orwell, der Anne und mich sehr beeindruckt hatte.

Und „Büsingen„. Irgendwie hatte ich es ja schon immer mit Landkarten und den Skurrilitäten von Grenzverläufen. Und so hatte ich entdeckt, dass die Gemeinde Büsingen zu Deutschland gehörte, aber eine Exklave, also komplett von der Schweiz umgeben ist. Warum auch immer, diese Insellage, zusammen mit dem Seymour-Buch und der aktuellen weltpolitischen Lage, lies den Traum vom unbeschwerten Landleben, in einem von der neutralen Schweiz umgebenen Landstrich, als kluge Alternative erscheinen. Daraus wurde aber, trotz intensiver Beschäftigung mit dem Thema, nach unserer Rückkehr nichts.

Es hatte, ohne dass wir das bemerkten, etwas damit zu tun, dass Auswandern, im Sinne das Land zu verlassen, für uns nicht in Frage kam, aber das Verbleiben am Wohnort vor der Reise auch nicht. Dieses „Flüchten“ sollte lange unseren Weg durch die Republik prägen und erst in Hildesheim sein Ende finden.

Wer sich mit Enklaven und Exklaven beschäftigen möchte, dem sei ein Stadtplan von Baarle empfohlen. Der Ort, dessen belgischer Teil von den Niederlanden umgeben ist beinhaltet als sekundäre Enklaven teilweise wieder niederländisches Gebiet. Noch verwickelter waren die Verhältnisse zwischen Indien und Bangladesch, deren Grenzziehung nicht nur auf der Karte kompliziert war, sondern in der Realität. So konnten bis zum Grenzvertrag 2015 oftmals Kinder nicht zur Schule oder Menschen nicht ins Krankenhaus, weil sie ohne Pass das fremde Staatsgebiet nicht betreten durften.

Das Foto zeigt Annes Ausgabe des Buches 1984, als Lesezeichen diente passenderweise eine Lochkarte (Genauer eine Datenkarte, statt gelocht mussten die Felder nur markiert werden) der Firma IBM. Anne hatte in der Schule die dystopischen Romane Orwells 1984, Samjatins Wir und Huxleys Schöne neue Welt bearbeitet und ihre entsprechenden Schlüsse gezogen.

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