Tag 70: Tokio

Sonntag 21.8.1983

(Ekke) Einkaufen gewesen für die Fuji-Tour. Abends bei Mr. Iguchi gewesen. Zum Tokio-Tower gefahren, absoluter Wahnsinn diese Stadt, riesig. Expressway sieht aus wie ein Science Fiction. In einem Hotel die Aussicht genossen. Gutes Essen und und noch bessere Unterhaltung genossen.

Foto von pixabay.

Anmerkung: „Mr. Iguchi“ war ein Japaner, den wir auf dem Flug von San Franzisko nach Tokio kennengelernt hatten, wahrscheinlich war er der Sitznachbar gewesen. Er lud uns ein, sich mit uns zu treffen und gab uns dazu seine Visitenkarte. Visitenkarten spielten damals (und ich meine auch heute noch) eine große Rolle im gesellschaftlichen Umgang. Die Übergabe der Karte – mit beiden Händen und leicht angedeuteter Verbeugung und „dozo <Name>-san“, also „Bitte sehr, Herr …“ – ist sprichwörtlich. Hiroshi und seine Frau waren von der Karte beeindruckt, es handelte sich offensichtlich um jemand aus der „besseren“ Gesellschaft, wobei sie selbst ja auch nicht weit unten standen.

Die Auffahrt auf den Turm war zu teuer, Mr. Iguchi hatte eine bessere Idee, wir benutzten ein Hotel. In eine völligen Selbstverständlichkeit (man könnte auch sagen Dreistigkeit) setzte er sich über den Portier hinweg bestieg mit uns den Aufzug und wir genossen die Aussicht – jedenfalls bis einige Minuten später das Sicherheitspersonal auftauchte und uns freundlich aber bestimmt nach unten brachten.

Was im Tagebuch unverständlicherweise völlig fehlt, ist ein politisches Ereignis, dass wir quasi live am Fernsehbildschirm miterlebten und welches uns noch intensiv beschäftigte. Es war der Tag der Ermordung des philippinischen Oppositionsführers Benigno Aquino, der bei seiner Einreise unter falschem Namen am Flughafen in Manila erschossen wurde. Dieser Mord führte zu einer starken Mobilisierung der Bevölkerung, die in der Folge zur Entmachtung des Diktators Marcos und seiner Frau führte.

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